Ich bin Rechtsanwältin. Zu mir kommen Menschen, wenn der Konflikt eine Eskalationsstufe erreicht, bei der der Ausweg nur in einer rechtlichen Klärung gesehen wird. Die Mandanten wollen meist selbst mit der Situation nichts zu tun haben und begleiten mich oft noch nicht mal zum Verhandlungstermin.
Der Richter wird dann schon ‚Recht‘ sprechen. Selbstverständlich zu Gunsten des eigenen Mandanten. Auch wenn man Kosten/Nutzen bespricht – Erfolgsaussichten/Risiken abwägt - Konditionen eines Vergleichs bespricht und vieles mehr; Da es üblicherweise um eine Forderung oder eine konkrete Zielsetzung geht, kann dieser (vertragliche oder gesetzliche) Anspruch in der Regel nur durch exakte Erfüllung befriedigt werden. Die Enttäuschung ist groß, wenn man nicht den ganzen Kuchen abgekommen hat. Das Gefühl etwas verloren zu haben, überwiegt meist. An eine weitere (Geschäfts-)Beziehung zu der Gegenpartei ist nicht mehr zu denken.
Dann habe ich von der Mediation gehört. Ein durch einen Dritten geleitetes Verfahren soll dabei helfen, dass Parteien eigenverantwortlich einen Konflikt lösen können? Ohne Lösungsvorschläge meinerseits? Faszinierend!
Wir alle haben bereits Konflikte miterlebt bzw. waren selbst Betroffene.
Wenn ich an meine Konfliktsituationen denke, dann habe ich mich enttäuscht und verletzt gefühlt, weil die andere Person mich angegriffen und mich degradiert hat. Verständnis konnte ich nicht aufbringen. Wenn sich der Konflikt wiederholt hat, habe ich schlimmstenfalls das Vertrauen in die jeweilige Person verloren. An eine zukünftige Zusammenarbeit war dabei schwer zu denken.
Vorsicht! Alles meine Wahrnehmung!
Ob es so war, konnte und wollte ich in diesem Moment gar nicht wirklich beurteilen. Denn: Geredet habe ich nicht mehr, geschweige denn zugehört.
Mediation ist daher vor allem Übersetzungsarbeit. Beide Parteien kommen an einen Tisch und schildern mir als Mediatorin die Situation zunächst aus ihrer Sicht. Die Parteien erhalten dabei oft zum ersten Mal die Gelegenheit, ihre eigene Sichtweise des Konflikts klar zu schildern und die Themen, über die sie sprechen möchten, zu benennen.
Zu den jeweiligen Themen werden im nächsten Schritt die Interessen der jeweiligen Partei erforscht. Interessen sind die Motive einer Partei, eine bestimmte Position (konkrete Forderung oder Zielsetzung) einzunehmen. Meist rücken die Interessen in den Hintergrund; die bestimmte Summe oder die bestimmte Sache scheint entscheidend für die Auflösung des Konflikts zu sein. Das „Wieso“ wird kaum berücksichtigt. Um das "Wieso" von der jeweiligen Partei herauszufinden, bedarf es daher Fingerspitzengefühl, Vertrauen und Empathie sowie gezielte Fragestellungen. Das Verstehen und der Austausch der eigenen Interessen sowie das Anerkennen der Interessen der Gegenpartei ist essentiell für den Erfolg einer Mediation. Es ist faszinierend daran beteiligt zu sein, wie Kommunikationsbarrieren allmählich brechen, Gestik und Mimik sich entspannen und das Verständnis füreinander wieder hergestellt wird. So können kreativ und fast spielerisch Lösungen gefunden werden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass durch das Mediationsverfahren eine gemeinsame und gewinnbringende Lösung gefunden werden kann, welche die Interessen und Ziele beider Parteien berücksichtigt.
Wenn Sie die Faszination der Mediation kennenlernen wollen, kontaktieren Sie mich!
© 2022 by Jessica Sanchez